Techniken der Restaurierung, Imitation und Dekoration: "Gestaltungskonzept eines historischen Treppenhauses von 1896"

Das halbgewendelte, zweiläufige Treppenhaus mit Zwischenpodest wurde auf einer Stahlkonstruktion errichtet, mit hölzernen Trittstufen und gedrechselten Geländerstäben. Trotz seiner ursprünglichen Qualität zeigt es heute starke Gebrauchsspuren – lose Geländer, abgesplitterte Stufen, Verschmutzungen und ein unpassender schwarzer Anstrich lassen den Raum dunkel und unfreundlich wirken. Besonders in Kombination mit dem ansonsten durchgängig weiß gestrichenen Treppenhaus entsteht eine triste, kalte Atmosphäre. Im Eingangsbereich verstärkt ein greller Farbton diesen Eindruck zusätzlich – er wirkt willkürlich gewählt, steht im starken Kontrast zum Bodenmosaik und nimmt den historischen Elementen wie der verzierten Deckenrosette oder der aufwendig gestalteten Tür mit Glaseinsatz und Messingornamenten ihre Wirkung.
Ziel meiner Neugestaltung war es, den ursprünglichen Charakter des Treppenhauses wieder stärker hervorzuheben und gleichzeitig eine einladende, harmonische Atmosphäre zu schaffen. Die Wände wurden durch eine Bordüre in zwei Bereiche gegliedert: oben ein helles grünliches Weiß mit Tapetenimitation, unten ein satter, erdiger Grünton. Die Bordüre nimmt florale Ornamente aus dem Bodenmosaik auf und schafft mit ihrer Gestaltung eine Verbindung zwischen Wand und Raum. Die ehemals schwarzen Holzelemente wurden abgeschliffen, die Trittstufen gebeizt und geölt, Handlauf und Setzstufen farbig gefasst. Ergänzt wird das Konzept durch eine stilistische Anpassung der Oberlichter und den Austausch der Wohnungstüren gegen Kassettentüren. Der Eingangsbereich wird durch einen abgesetzten, helleren Grünton betont, der sich in architektonischen Elementen wie dem Bogen, den Setzstufen und dem Geländer fortsetzt – für ein stimmiges Gesamtbild, das Tradition und zeitgemäße Gestaltung verbindet.