Somehow Affected Talk by Lena Renz: "How to remember an Orchid?"
How to remember an Orchid?
Die Diskrepanz von 3D Scans, Authentizität und Wirklichkeit
Kulturelles Erbe definiert das Bewusstsein unserer sozialen Identität. Im Angesicht des Anthropozäns erleben und begreifen wir die Fragilität unserer Zeit besonders deutlich. Globale Krisen wie Klimawandel und Krieg wecken den Drang nach digitaler Speicherung und Rekonstruktion durch virtuelle Technologien wie 3D-Scanning. Die selektive Konservierung und Präsentation durch Museen und Kulturinstitutionen wirft jedoch essenzielle Fragen nach subjektivem Wert, Machtstrukturen und medialer Wirkung auf.
Der Vortrag untersucht diese Fragen anhand eines Experiments, welches die Diskrepanz digitaler Abbildungen einer Orchidee und deren Wirklichkeit veranschaulicht. Die Pflanze dient dabei als Metapher für hybride, anthropozäne Entitäten – zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, zwischen Symbol und Bedeutung. Inspiriert von der Rhizom-Theorie von Gilles Deleuze und Félix Guattari wird die Methode 'n-1' auf den Scanning-Prozess der Orchidee angewendet. Die resultierenden Artefakte entblößen die Brüche der digitalen Archivierung und hinterfragen, wie mediale Technologie aktiv an der Konstruktion von Erinnerung mitwirkt. Die zentrale Frage wird deutlich: Wie wollen wir unser kollektives Bewusstsein kuratieren?
Über die Vortragende:
Lena Renz ist eine audiovisuelle Designerin mit internationaler Erfahrung in Städten wie Frankfurt, Köln, Paris und Mailand. Ihre Schwerpunkte sind Video- und Sounddesign, digitale Szenografie und die Erforschung und Vermittlung zeitgenössischer Themen in multimedialen Erfahrungen. Seit 2018 ist sie als Produzentin und DJ in der lokalen und internationalen Kulturszene aktiv. Unter ihrem Alter Ego Ursula Erdmann hinterfragt sie dabei ihre Rolle als FLINTA Person in der elektronischen Musiklandschaft. 2021 gründete sie das feministische Pariser Kollektiv Kika Missa, welches Kunstausstellungen mit Fashion shows, Konzerten und Parties in diversen Pariser Venues kombinierte. Mit ihrer Arbeitsgruppe WAG5 erforscht sie seit 2018 kollaborative Praktiken in der elektronischen Musikproduktion durch regelmäßige Sets und Kollaborationen z.B. mit dem Schauspiel Frankfurt, Callshop Radio, EOS Radio und LiveAtRobertJohnson.
Eine Ausbildung zur Mediengestalterin von 2015 bis 2018 legte ihren Grundstein für kundenorientiertes Grafikdesign. Anschließend wurde sie in das interdisziplinäre Studienprogramm „European Design” an der Köln International School of Design aufgenommen. Während sechs dynamischer Jahre an der KISD, der ENSCI - Les Ateliers in Paris und der Design School – Politechnico di Milano vertiefte sie den experimentellen und audiovisuellen Fokus ihrer kreativen Identität. Ihre Masterarbeit zum Thema „Anthropocenic relics“ beschäftigt sich provokant mit digitalen Konservierungspraktiken und wurde für den Kölner Designpreis 2024 nominiert.
- Der Talk findet Dienstag, den 15.04.2025 um 18 Uhr in Raum I.15.30 statt.
Lena Renz ist im Sommersemester 2025 Lehrbeauftragte an der BUW und leitet dort das Projektseminar "Interface Design II". Darin untersucht und befragt Sie zusammen mit Studierenden die Bedingungen und Möglichkeiten der digitalen Archivierbarkeit kultureller Artefakte.